Krieg in Abrahams Heimatland

Die Stadt Suruç erinnert an Abrahams Urgroßvater

10.10.2014

An der türkisch-syrischen Grenze in Akçakale.

Die Kämpfe im Nahen Osten, die zur Zeit jeden Tag für Schlagzeilen sorgen und deren Auswirkungen auch in Deutschland zu spüren sind, spielen sich auf biblischem Boden ab. Die Stadt Suruç in der Südosttürkei, gerade einmal 10 Kilometer von der umkämpten kurdischen Stadt Kobane entfernt, ist möglicherweise nach Serug benannt, dem Urgroßvater Abrahams (siehe 1. Mose 11,22–26). Die Stadt dürfte mit dem aus neuassyrischer Zeit belegten Ort Sarugi identisch sein und damit den Namen des biblischen Urvaters bis heute bewahrt haben.

Ganz in der Nähe liegt auch Harran, wo Abrahams Familie siedelte, bevor sie nach Kanaan zog. Möglicherweise stammen Abrahams Vorfahren tatsächlich aus dieser Gegend und nicht aus der Stadt Ur in Südmesopotamien. Eine lokale Tradition betrachtet nämlich das heutige Urfa (offiziell Sanliurfa) als die Heimatstadt Abrahams. Dort wird sogar seine Geburtshöhle verehrt, die als muslimische Gebetsstätte dient.

Eine Moschee zu Ehren Abrahams in Sanliurfa.

Auch die Erinnerung an Abrahams Vater Terach könnte sich in dieser Gegend bewahrt haben: Ein Ort namens Tell sa-Turahi ist ebenfalls in assyrischen Quellen belegt. Ganz in der Nähe Harrans ist ein (unerforschter) Ruinenhügel zu sehen, bei dem es sich um diesen »Hügel Terachs« handeln könnte. In altbabylonischen Texten wird außerdem ein Ort namens Nahur in der Nähe Harrans erwähnt.

Die Bibel selbst lässt die Vermutung zu, dass Abraham nicht aus dem Süden des heutigen Iraks nach Harran gezogen ist: Nach 1, Mose 24,10 und 1. Mose 29 kamen Abrahams Knecht und auch später Jakob in die Gegend von Harran – in die »Heimat Nahors« – um nach Frauen zu suchen. Der Archäologe Peter van der Veen kommentiert: »Eine nördliche Lage sollte also nicht von vornherein ausgeschlossen werden.« (Siehe sein Buch »Volk ohne Ahnen«, S. 100)

Timo Roller

Eine Moschee zu Ehren Abrahams in Sanliurfa.

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