Ein erster Blick ins Noah-Comic

Die Story des Noah-Films und die biblischen Hintergründe – Teil 1

15.11.2012

Noah-Comic
Das Noah-Comic in der deutschen Version.

Das Comic »Noah« von Darren Aronofsky, dem Regisseur des Noah-Films, gibt uns einen Vorgeschmack auf Inhalt, Stil und Botschaft des Hollywood-Blockbusters, der im Frühjahr 2014 in die Kinos kommen wird. Die Geschichte beginnt mit dem Sündenfall und Kains Brudermord. Dann stellt der Zeichner (Niko Henrichon) die gefallene Welt dar: Angstvolle Augen, Feuer und eine große Schlacht. »Der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. (Genesis 6,5)«

Dies ist die Vorgeschichte der Welt, in der ein Mann namens Noah lebt (im Film gespielt von Russell Crowe). Mit seinen Söhnen Sem und Ham macht er sich in einem verdorrten Landstrich auf die Suche nach Nahrung. »Es schien, als würde die Erde zukünftig nur Kummer hervorbringen.« Die Erde ist trocken – wie heimgesucht von einer großen Umweltkatastrophe. Noah hat Visionen von Regen, er riecht und spürt ihn. Doch es ist trocken.

Noah mit Handgranaten!
Tapfer verteidigt Noah die Nashörner mit Handgranaten (!) gegen brutale Wilderer. (Bildzitat aus dem Comic, © Le Lombard)

Plötzlich wird es laut, Noah, Sem und Ham werden Zeugen einer grausamen Jagd auf Nashörner. Wilderer bringen die Tiere um und rauben die Hörner. »Ein einziges Tier könnte sie alle ernähren, aber sie jagen sie wegen […] ihres Horns. Sie glauben, es besitzt Zauberkräfte.« Eine deutliche Anspielung auf die heute noch existierende Bedrohung von Nashörnern, deren Hörner vor allem in Asien für Schnitzereien und die traditionelle chinesische Medizin gefragt sind. Erst kürzlich wurde der illegale Nashorn-Handel zum Thema, als Diebe sogar in Museen die Hörner von präparierten Nashörnern gestohlen haben.

Noah greift ein und vertreibt die Jäger mit archaischen Handgranaten (!). Ein tapferer Held, der auch vor Gewalt nicht zurückschreckt. Ein kleines Nashorn, das verletzt überlebt hat, nehmen die drei mit nach Hause – zu Mutter Naama und Sohn Jafet. Naama wird in der Bibel erwähnt: »Und die Schwester des Tubal-Kain war Naama.« (Genesis 4,22) Dass sie Noahs Frau war, steht nicht in der Bibel. Diese Überzeugung geht allerdings auf das rabbinische Judentum zurück (http://www.sacred-texts.com/jud/mhl/mhl05.htm) und ist nicht völlig aus der Luft gegriffen. Naama ist die einzige Frau in der biblischen Urgeschichte, die scheinbar ohne bestimmten Grund erwähnt wird. Diese Tatsache legt zumindest die Vermutung nahe, dass sie tatsächlich eine besondere Rolle gespielt hat.

Der leicht verletzte Noah und das Tier werden verpflegt, doch die Heimat der Familie ist nun durch die Wilderer bedroht. In einem weiteren Alptraum überschwemmt der Regen das Land und Noah droht zu ertrinken.

Naama erinnert Noah an seinen Urgroßvater Henoch, zu dem der Herr durch Visionen gesprochen hatte. Noah erkennt, dass Gott die Welt zerstören will und macht sich mit Sem auf, um die Menschen zu warnen. Sie wandern nach Babylon, einer futuristischen Stadt, die von einem mächtigen Turm beherrscht wird. In der Bibel spielt sich die Geschichte vom Turmbau zu Babel erst einige Generationen nach der Sintflut ab (Genesis 11).

Vom Volk wird Noah als Autorität empfangen: »Der Magier!« »Er ist zurück!« Seine Autorität leitet er aus seiner Abstammung ab: »Ich bin gekommen, um zum Volk zu sprechen, wie es mein Recht ist als Erbe der Linie des Adam unseres Vaters.« Noah ruft das Volk auf, sich zu ändern: »Wir müssen der Welt gegenüber barmherzig sein.«

An dieser Stelle beginnt die Aussage von Darren Aronofskys Comic sehr deutlich von der biblischen Botschaft abzuweichen. Die Ausbeutung der Tiere und die Zerstörung der Umwelt werden als Bosheit der Menschen angeprangert. »Die Erde leidet unter unseren Füßen […] um die wimmelnde Nachkommenschaft einer einzigen Art zu ernähren.« Der Mensch wird quasi als Säugetier-Art gesehen, nicht als Ebenbild Gottes, als das er geschaffen wurde (Genesis 1,17: »Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn«).

Der wichtige Unterschied: Nach der Bibel war nicht die Schuld der Menschen gegenüber der Natur – der Schöpfung – Grund für das göttliche Gericht. Gott ließ die Menschen umkommen, weil sie voller Frevel und Bosheit waren und dadurch gegenüber dem Schöpfer schuldig wurden. Gott »hat die frühere Welt nicht verschont, sondern bewahrte allein Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben andern, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen brachte« (2. Petrus 2,5). Der Mensch wurde nicht als grausamer Umweltverschmutzer verurteilt, sondern als gottloser Sünder!

Nach Noahs leidenschaftlichem Aufruf zur Umkehr betritt sein Gegenspieler die Bühne: Der furchteinflößende Herrscher Babylons: Akkad. Dieser Name führt uns zur Geschichte Mesopotamiens, in der wir auf faszinierende Übereinstimmungen mit dem biblischen Sintflutbericht treffen. Mehr davon im 2. Teil.

Timo Roller

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